Die edelste Phase des Lebens

Alt werden ist nichts für Feiglinge

Die edelste Phase des Lebens

„Alt werden ist nichts für Feiglinge“, heißt es im Volksmund. Ganz anders sieht das der Limburger Diakon Bernd Faßbender. Er sagt: „Die Zeit des Alterns ist der Anfang der edelsten Phase des Lebens.“


Erkennen, was gut und was negativ war, den inneren Frieden finden: „Das wird den Rest unseres so wertvollen Lebens erfüllen“, sagt Bernd Faßbender.

Bernd Faßbender ist als Diakon zwar offiziell im Ruhestand, „aber ich mache irgendwie doch immer weiter“, berichtet der knapp 80-Jährige schmunzelnd. Er hat die Bernd-Faßbender-Stiftung gegründet und leitet das Hagio-Zentrum in Limburg (siehe „Zur Sache“).
„Der alte Mensch hat viele lange Jahre seines Lebens hinter sich und dabei wertvolle Erfahrungen praxisnah erlebt. Jetzt kann er in Ruhe sein Leben reflektieren und dabei erkennen, was gut und was negativ war. Er hat nach Beendigung seines Arbeitslebens endlich die Zeit, sein Leben aufzuarbeiten“, begründet er seine These, dass das Altern die edelste Phase des Lebens ist. „Der alltägliche Stress ist vorbei. Jetzt liegt es an ihm, was er aus den restlichen Jahren seines Lebens machen wird.“

In Ruhe nachdenken über den Sinn des Lebens
Diakon Faßbender möchte alten Menschen Mut machen, ihr Leben so angstfrei und wertvoll wie möglich zu gestalten. „Sie können in Ruhe über ihren Glauben und den Sinn des Lebens nachdenken. Dazu gehört, die Verbindung zu Gott zu vertiefen und im Glauben zu wachsen. Mit der Erkenntnis, wie sehr uns Gott liebt und dass er das Ziel unseres Lebens ist, wird glaubendes Vertrauen wachsen. Und damit Angst und Sorgen zumindest gemindert werden“, unterstreicht er.
Die Zeit des Ruhestands ist seiner Ansicht nach die Zeit neuer Pflichten und Taten. Aber was ist mit den Menschen, die dazu nicht mehr in der Lage sind – sei es aus gesundheitlichen oder anderen Gründen? „Tätig zu bleiben, besonders geistig, hält jung“, antwortet Faßbender. „Wachsen auf geistiger Ebene im Verhältnis zu Gott können wir immer. Egal, ob wir gesund oder krank sind. Und es ist eine immerwährende Aufgabe, Freundschaften weiter zu pflegen, den Kontakt zur Familie aufrecht zu erhalten.“

Große Erfahrungen weitergeben
Oder junge Menschen an der Weisheit der Älteren teilhaben zu lassen. „Opa und Oma haben ihren Kindern und Enkeln so viel aus ihrem Leben zu erzählen. Besonders ihre großen Erfahrungen über Menschlichkeit, Freundschaft, Liebe und auch die aus bescheideneren Zeiten“, sagt er und ist überzeugt: „Die jungen Menschen werden erkennen, dass die ihnen vorgelegte virtuelle Welt nicht real und oft sehr unmenschlich ist.“
Bernd Faßbender ist mit knapp 80 ein gutes Beispiel dafür, wie ein erfülltes Wirken im Alter aussehen kann. „Mein Motto der letzten zehn Jahre war und ist, zu tun, was geht, egal, wie alt ich bin. Ich nehme mir Zeit zum Nachdenken und gönne mir Zeiten der Stille. Ich stelle mich immer wieder einmal geistig auf einen Berg, um mich selbst und das Getriebe der Welt mit Abstand zu sehen“, erzählt er. „Wenn ich eine tiefe Begegnung mit dem lebendigen Gott suche, werde ich im Vertrauen zu ihm ruhiger, ja gelassener. So habe ich in meinem Leben viele Verletzungen, Rückschläge, Ungerechtigkeiten, Missstände in Welt und Kirche und eine schwere Krebserkrankung bewältigen können.“ Wichtig sei, zu lernen, eigene Fehler zu erkennen und zu bekennen. „Wir müssen unbedingt lernen, dem Nächsten zu verzeihen“, sagt Bernd Faßbender. „Der innere Frieden wird dann den Rest unseres so wertvollen Lebens erfüllen.“

Telefonischer Kontakt:  06431 / 45 36 2

 

ZUR SACHE

Die Stiftung
Die Bernd-Faßbender-Stiftung betreibt das Hagio-Zentrum in Limburg und beschafft unter anderem Mittel zur Förderung von Kunst, Kultur, Sport, Bildung und Ausbildung. Größere Projekte sind die Finanzierung eines Neubaus von zwei Schulen in Sambia und die Erneuerung eines Daches am Nikolauskloster in Jüchen.

http://www.bernd-fassbender-stiftung

Von Heike Kaiser



Title: Die edelste Phase des Lebens
URL: https://www.kirchenzeitung.de/die-edelste-phase-des-lebens
Source: Bonifatiusbote – Der Sonntag – Glaube und Leben
Source URL: https://www.kirchenzeitung.de
Date: April 21, 2023 at 10:51AM
Feedly Board(s): Religion